Wanderung auf dem Goldsteig 2019-2023

Der Goldsteig erstreckt sich über mehr als 400 Kilometer von Marktredwitz bis nach Passau. Bisher absolvierte ich gemeinsam mit meinem Freund Volker in 3 Teiletappen die Strecke lückenlos von Marktredwitz bis nach Mauth..

Wanderführer

Hard Facts

TagDatumNachkmhochrunter
128.04.2019Friedenfels22,0450450
229.04.2019Falkenberg19,0110180
330.04.2019Neuhaus15,0110120
401.05.2019Oberhöll23,0330230
502.05.2019Leuchtenberg15,0210190
624.05.2021Tännesberg23,0660590
725.05.2021Oberviechtach/Lindt24,0480570
826.05.2021Grassersdorf24,5510610
927.05.2021Waldmünchen30,0500550
1028.05.2021Furth im Wald19,0580680
1128.04.2023Gräfenwiesen22,6710680
1229.04.2023Eck14,4810410
1330.04.2023Bayerisch Eisenstein25,11.0901.230
1401.05.2023Großer Falkenstein12,8800220
1502.05.2023Buchenau18,0320890
1603.05.2023Lusen31,81.430800
1704.05.2023Mauth12,160580
Summe351,39.1608.980
für Fans von Zahlen

Momente und Erlebnisse zwischen Furth im Wald und Mauth

1.) Der Augenblick des Losgehens und Ankommens

Wir haben unseren Startort Furth im Wald gerade verlassen, da fängt es an zu regnen. Es sollte den ganzen Tag nicht aufhören.

Trotzdem macht sich eine innere Ruhe breit. Endlich geht es los. Wir legen die Regenausrüstung an und stapfen im Vertrauen auf die gute Vorbereitung am Schreibtisch (Packliste!) fröhlich in den Regen.

Die Gedanken kreisen um die bevorstehende Tour. Was werden wir erleben? Geht der Streckenplan auf? Wen werden wir kennenlernen? Wird das Wetter zum Lust- oder Frustfaktor? Wie steht es um unsere Fitness? Was wird unvorhergesehenes passieren?

Sieben Tage später sitzen wir voller neuer Erlebnisse und Erfahrungen in der Sonne auf dem Balkon einer Pension. Zufriedenheit und ein Erholungseffekt haben sich eingestellt. Wenn man den Augenblick doch festhalten könnte?

Wir haben echte Challenges bewältigt, einiges über die Natur gelernt und auch Optimierungsbedarf an Körper und Packliste erkannt.

Die Momente des Loslaufens und Ankommens sind wie eine Klammer um eine Schatztruhe von neuen Erlebnissen und Erfahrungen.

2.) Zwölf Eintausender sind besser als ein Zwölftausender

Dieser Teil des Goldsteiges enthält die wohl schönste Passage des gesamten Weges. Wir haben sie als Galerie-Etappe bezeichnet. Schon an Tag zwei (Tagebuch unten – Tag 12) erreichen wir den Kreuzfelsen mit seinen 999m Höhe.

Danach folgen 12 Gipfel mit einer Höhe von mehr als 1.000m. Jeweils sind spektakuläre Aussichten und Fotos für Follower garantiert. Staunen und Genießen wechselt sich ab. Der Höhepunkt dabei ist sicherlich der schneebedeckte Große Arber auf 1.456m Höhe.

3.) Zähne zusammenbeißen am Rachel und Lohn einstreichen am Lusen

Nach der Galerie-Etappe gibt es einige persönliche Challenges. Es folgen mit Falkenstein, Rachel und Lusen Gipfel mit ähnlicher Höhe wie dem Arber, die dem Wanderer einiges abverlangen, ihn aber letztlich auch das Glück bescheren, was er sucht.

32 Kilometer, 1.430 Höhenmeter nach oben und 800 Höhenmeter nach unten sind die Parameter auf die wir stolz sind, wenn wir an die anstrengendste Tagesetappe denken. Es ging ums Durchhalten, Überwinden von Schwächephasen und ums Ankommen. Die vorhandene Zeit musste so eingeteilt werden, dass man vor Einbruch der Dunkelheit das Ziel erreicht. Unterwegs gab es ungeplante Umleitungen, Schnee, Hagel, Kraxelabschnitte und flehende Pausenrufe des Körpers, die man ignorieren musste.

Der Lohn ist ein irre-schöner Sonnenuntergang auf dem Lusen und ein zufriedenes Lächeln im Gesicht beim Einschlafen.

4.) Natur & Märchenwelten

Die Durchquerung des Zwieselter Filzes und des Latschenfilzes (Tag 16) sind speziell. Die Hochmoore sind surreal. Kalt wabert der Nebel über eine stille und märchenhafte Szenerie. Vorsichtig betritt man die Holzbohlen, welche die Durchquerung überhaupt ermöglichen. Verließe man diese, würde das wohl kein gutes Ende nehmen.

Wunderbar ist der stetige Wechsel zwischen reinen Buchen-, Fichten- sowie Mischwäldern. Der Borkenkäfer ist hier seit 40 Jahren gut genährt aktiv und man wird Zeuge unterschiedlicher Strategien dagegen. In den Buchenwäldern ist dies alles kein Thema – diese Abschnitte sehen sauber und aufgeräumt aus. Man kann dem gefallenen Laub beim Boden-Werden zuschauen und es leuchtet sofort ein, dass solch ein Waldboden viel mehr Wasser speichern kann – als die Nadelwälder.

Die rätselhafte Entstehungsgeschichte des Granit-Blockmeeres am Lusen beschäftigt die Menschen schon seit Jahrhunderten. Auch ich nahm anfangs irrtümlich eine menschen-gemachte Ursache an.

5.) Mitwanderer und Menschen, die in Erinnerung bleiben

Während es auf der Strecke von Marktredwitz bis Furth im Wald nur sehr wenige Bekanntschaften gab, ist das auf dem dritten Teilstück ganz anders.

Da war das tschechische Paar, welches alle Klischees erfüllte. Denn man kam sehr schnell auf das Thema Bier zu spechen und am Kreuzfelsen wurde eine Büchse Weißbier geöffnet.

Auf der Twölftausender-Strecke (Tage 12 & 13) hatten wir ein ähnliches Tempo wie eine Gruppe Wanderer aus der sächsischen Landeshauptstadt. Immer wieder wechselten wir ein paar Worte, machten uns gegenseitig auf bemerkenswerte Dinge aufmerksam und erreichten gemeinsam den Großen Arber. So etwas schweißt auf einer Tour zusammen.

Ebenfalls auf der Zwölftausender-Strecke (Tage 12 & 13) trafen wir sogenannte Trail-Runner. Einen davon stellten wir bei passender Gelegenheit zu Rede. Während wir schnaufend die beachtlichen Höhenmeter bewältigten, schafft er die Strecke vom Kreuzfelsen bis zum Arber in 06:15h. Dieselbe Form von liebenswertem männlichen Größenwahn erlebten wir beim Betreiber des Lusenschutzhauses. Wo wir denn die ganze Zeit waren? Ob wir absichtlich Umwege eingebaut hätten? Er schafft die Strecke in der halben Zeit – aber okay – wir seien halt aus der Stadt und schleppten ja auch noch die Weihnachtsgans vom letzten Jahr mit uns herum.

Mit der Wirtin in Mauth konnte man ein diffeneziertes Gespräch über den Osten aus bayerischer Perspektive führen. Dabei kam Leipzig deutlich besser weg als Pegida-Dresden.

Ein Höhepunkt war die Bekanntschaft zweier Mädchen aus Berlin und Bonn, die im gleichen Ort wie wir gestartet waren. Dadurch begegnete man sich zwangsläufig häufiger. Kurioserweise haben wir mehrfach denselben Wirt zur Übernachtung gewählt. Es ergaben sich spannende Gespräche. Wir erfuhren anfangs etwas über den Heidschnuckenweg – damit war der interne Name – „die Heidschnucken“ – automatisch vergeben. Sie versorgten uns morgens mit Sonnencreme und vor unser Königsetappe mit zwei Müsliriegeln, die uns wahrscheinlich das Überleben vor dem finalen Anstieg gesichert haben. Die Szene am letzten Tag, als Trail-Angel Ninjha uns morgens verabschiedete wird uns in Erinnerung bleiben – siehe Bericht Tag 16.

Reisebericht