von | Buchenau/Lindberg |
über | den Rachel |
zum | Lusenschutzhaus |
↔ 31,8km ⬆ 1.430Hm ⬇ 800Hm 🚶🏻♂️51.777 Schritte | |
🛌🏻 Lusenschutzhaus | |
Kosten Übernachtung: | 76€ (2 Personen, incl. Frühstück) |
Kosten Essen: | 44€ |
Der Tag startet mit einem magischen Moment. Trail-Angel Ninjha erscheint zur beiläufig angekündigten Aufbruchszeit (7 Uhr) in ihrer Zimmertür und versorgt uns mit Sonnencreme. Zusätzlich schenkt sie uns noch zwei Müsliriegel und aufmunternde Worte vor dem Hintergrund der aufgehenden Sonne, die wir durch das Fenster sehen können. Eine wirklich bemerkenswerte Geste über die wir uns sehr gefreut haben.
Die Aufmunterungen können wir heute wirklich gut gebrauchen. Die schwierigste und längste Etappe des gesamten Goldsteigs liegt vor uns. Wir teilen die Strecke so auf, dass wir spätestens nach 13 Stunden um 20 Uhr im Ziel sind. Der Plan sollte aufgehen, obwohl er ein paar Mal ins Wanken gerät.
Zunächst steigen wir 4km von Buchenau hoch zur Linberger Schachten. Hier haben wir den Weg gestern verlassen, um in Buchenau zu übernachten.
Es geht hinauf zu einer Vielzahl von Schachten und Filzen – das sind Weideflächen, die über 1.000m hoch gelegen sind. Eine längere Passage führt durch mit Bohlen gesicherte Hochmoore. Nebel wabert über die märchenhafte Kulisse aus schwarzen Sumpflöchern, bizarren Totholzgebilden und an die harten Bedingungen angepasste Flora.
Der Anstieg zum Rachel beginnt. Es dauert über zwei Stunden. Trittsicherheit und Schwindelfreiheit sollte man hier besser mitbringen.
Das Waldschmidthaus wäre die perfekte Übernachtung. Es ist jedoch aktuell geschlossen und muss saniert werden. Es ist bereits 14:30 als wir nach vielen Hindernissen endlich den Gipfel des Großen Rachels (1.453m) erreichen. Der Rachel ist ein wildes Biest. Fast genau so hoch wie der Große Arber, stellenweise noch mit Schnee bedeckt und mit einem anstrengenden Auf- und Abstieg versehen.
Ein Schild verkündet 5 Stunden bis zum Lusen – ergibt ein Puffer von 30 Minuten – spannend – zumal Kopf und Beine von der Rachelgeschichte bereits ermüdet sind.
Glücklicherweise ist der anstrengende Abstieg irgendwann erledigt. Da zündet Volker den Turbo. Auf den folgenden acht Kilometern geht es ohne nennenswerte Steigungen auf gleichbleibender Höhe durch Fichten- und Buchenwälder. Mehrfach verlangt mein Körper nach einer Pause, aber Volker spielt die Lokomotive und zieht durch. Irgendwann habe auch ich die Müdigkeit herausgelaufen und kann den Weg wieder genießen.
Es sind noch 4,2 Kilometer bis zum Ziel, inklusive eines knackigen Anstiegs, da rettet uns der Müsliriegel von Trail-Angel Ninjha das Leben.
Das Teufelsloch ist eine Ansammlung von riesigen Granitblöcken, die wir hochsteigen müssen.
Etwa einen Kilometer vor dem Ziel beginnt der wahrlich spektakuläre Aufstieg zum Lusen (1.373m) mit seinem Blockmeer.
Am Ende erwartet uns eine aus vielen Granitblöcken bestehende steinerne Himmelsleiter über etwa 60 Höhenmeter, die uns die letzten Körner kostet. Der Gipfel ist vollständig bedeckt von einem Meer aus Granitblöcken. Zunächst sieht das wie künstlich angelegt aus – aber wir lassen uns später eines Besseren belehren – alles ist natürlichen Ursprungs.
Bei untergehender Sonne haben wir den spektakulärsten Panoramablick (360 Grad) der gesamten Goldsteig-Tour.
Der Wirt im Lusenschutzhaus ist ein Unikum. Wenige Jahre älter als wir, breitestes und schnelles Bayerisch sprechend, Ehefrau und Mitarbeiterin aus Thailand hat er einen verschmitzten Humor. Er sei selbst Marathonläufer und was wir die ganze Zeit zwischen Rachel und Lusen gemacht hätten. Man kann die Strecke nach seiner Art auch in drei Stunden laufen. Wir haben übrigens sechs benötigt.
Wir bekommen jeder eine große Brotzeit serviert und dazu ein paar Flaschen Bier auf den Tisch gestellt. Dann verlässt er das Schutzhaus und auch die beiden Thailänder ziehen sich zurück.
Wir haben das ganze Lusenschutzhaus für uns alleine, fallen aber bald todmüde ins Bett.