An diesem letzten Tag der Wanderung war ich alleine. Ich wollte das Projekt Hochrhöner unbedingt abschließen. Es war kühl morgens – so um die 3 Grad. Aber es schien endlich die Sonne von einem herrlich blauen Himmel.
Wie das Herz doch beginnt zu hüpfen, wenn die äußeren Bedingungen stimmen. Ich startete in Bernshausen – die freundliche Wirtin aus Schlitzenhausen fuhr mich genau an den Punkt an dem wir gestern endeten. Ich konnte also nahtlos anknüpfen.
Die Bernshäuser Kutte, ein kreisrunder Erdfallweiher soll 45m tief sein – er ist der größte See der Thüringer Rhön.
Ich traf zwei andere Wanderer, die ebenfalls den gesamten Weg gelaufen sind. Allerdings waren sie einen Tag schneller als ich. Aber wir sind ja hier nicht auf der Flucht – langsamer ist auf diesem Weg mehr.
Es ging 6 km stetig bergauf. Der „Pleß“ war der letzte ernstzunehmende Hügel auf dem Hochrhöner. Unterwegs gab es einige Sturmschäden zu bestaunen. Wir sind vor zwei Tagen noch glimpflich davongekommen.
Eine himmlische Ruhe erwartete mich auf dem Pleß.
Nun ging es nur noch bergab. Auf einer kleinen Bank, 5km vor dem Ziel machte ich die letzte Pause. Die Stille, der Greifvogel der in großer Höhe kreiste, das nahe Ziel, der blaue Himmel. All das löste in mir alle negativen Gedanken auf. Zufriedenheit machte sich breit. Es war ein tolles Jahr mit zwei größeren Wandertouren, zwei Fahrradtouren, sowie Familienurlaub. Und zu Hause wartet ein sicherer Arbeitsplatz. Es gibt einfach keinen Grund für Unzufriedenheit und Zweifel.
So möge es noch viele Jahre weitergehen und ich möchte darüber erzählen. Von den Gedanken und Gefühlen, die mich bei diesen Touren überkommen. Aktiv bleiben, träumen von neuen Projekten, die Welt anschauen – gerade jetzt, wo ich mit 52 Jahren über genug dieser Ressourcen verfüge, die man dafür benötigt. Man muss es nur tun und losgehen – das will ich tun.
Ich spazierte durch Bad Salzungen, sprach mit Kleingärtnern und auch mit Bauern, die gerade ihren Bullen von der Weide holten, das Untier direkt über den Wanderweg trieben und alle Mühe hatten, diese Urgewalt zu bändigen.
Ich gönnte mir ein Finisher-Bier mit Kaffee und Torte. Wie in Bad Kissingen hat man auch hier den Eindruck, dass es schon bessere Zeiten für das Städtchen gab.
Der Burgsee (ebenfalls ein Erdfallsee und 25m tief) ist beeindruckend.
Nur 32km sind es bis Eisenach. Könnte man hier vielleicht den Rennsteig anschließen? Mal sehen, was die Zukunft bringt.