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Folge 10 Im Yosemity Valley

Am nächsten Tag fahren wir ins berühmte Yosemity Valley Schon seit 4000 Jahren leben hier die Miwok-Indianer. 1851 kamen im Zuge des Goldrauschs die ersten Weißen ins Tal. Es kam zu Konflikten mit den Miwoks. Tod, Krankheiten und Vertreibung waren die Folge. Die indianische Bevölkerung geriet ab dieser Zeit stark unter den euro-amerikanischen Einfluss. Sie übernahm die Art, sich zu kleiden, zu essen oder zu bauen.

Nach 1900 ging die Anzahl der Miwoks im Tal zurück. Heute leben noch etwa 400 im Mariposa County (westlich vom Yosemity Nationalpark) und 500 im Tuolumne County (nördlich vom Yosemity Nationalpark). Sie sind in ihrer Lebensweise kaum noch von anderen Amerikanern zu unterscheiden. Die Miwoks nannten das Tal awahni, das heißt „Platz wie ein geöffneter Mund“. Die Miwoks im Tal nannten sich awahnichi – also Menschen aus awahni. Miwoks, die außerhalb des Tales lebten bezeichneten die awahnichi mit yohemite oder yohemetuk, was ins Englische übersetzt bedeutet some of them are killers. Eine interessante Herkunftsgeschichte des Namens dieses Tales.

Nach 1920 lernten nur noch wenige Kinder die Miwoksprache. Die wurde nur durch alte Leute gepflegt. In den Schulen, in die die Kinder geschickt wurden, sprach man Englisch. So beherrschten 1960 nur noch 20 bis 30 Leute diese Sprache und ihre Zahl ging bis 1990 auf ganze 6 zurück. In letzter Zeit wird einiges getan, um Kultur und Sprache der Miwoks in die Zukunft zu retten. Vielleicht stirbt so diese Sprache doch nicht aus.

Während wir gestern noch bei 35°C auf Werkstattsuche waren, ist es heute kühler. Es ist der erste trübe Tag unserer Reise. Nach vier Wochen muss man das wohl akzeptieren. Wir mieten uns auf einem Zeltplatz ein. Es gilt das Prinzip first come – first serve. Aus fünf verfügbaren Plätzen wählen wir die Nr. 37. Es wird sich zeigen, dass das nicht ganz optimal war, denn auf Nr. 37 wird sich das alkoholisierte Leben des ganzen Zeltplatzes bis tief in die Nacht hinein abspielen.

Wanderung zum Glacier Point

Besser ist da schon unsere Wanderung zum Glacier Point. Von dort hat man einen schönen Blick auf all die gewaltigen Felsgebilde der Umgebung. Unser Weg ist etwa 4,5 Meilen lang. Dabei sind fast 1000 Höhenmeter zu ersteigen. Wir sind um Einiges schneller als der Reiseführer voraussagt. Das macht uns stolz. Logische Folge ist aber ein ausgewachsener Muskelkater am nächsten Tag. Als wir oben sind, können wir die Aussicht nur teilweise genießen. Der Himmel hängt voller Wolken und es ist empfindlich kühl. Gut, dass es da ein Gebäude gibt, in dem man frischen Kaffee, leckere Sandwiches und Muffins erwerben kann. Gut auch, dass die Kassierer nur mäßig aufmerksam sind, denn das Zeug ist normalerweise ganz schön teuer und wir haben großen Hunger. Abends fahren wir mit dem Auto ins nächste Camp, um dort die normalerweise kostenpflichtigen Duschen kostenlos zu nutzen. Es ist ein wunderbares Gefühl, den Schweiß und Staub der letzten Tage vom Körper zu spülen und dabei wieder ein kleines Einsparpotenzial erkannt und genutzt zu haben.

Wie weiter im Yosemity Nationalpark?

Nach anstrengender Nacht, die Alkis waren doch recht aktiv, erwandern wir uns die Yosemity Falls. Diese meist üppigen Wassermassen ähneln an diesem Tag jedoch eher einem Rinnsal. Es scheint sogar so, dass große Mengen des Wassers während des Falls verdunsten. Unten kommt jedenfalls sehr wenig an. Das Yosemity Village ist sehr kommerzialisiert. Teure Fressbuden und Souvenirshops wechseln sich ab. Das Ganze ist sicher auch eine Folge des immer weiter anschwellenden Besucherstroms. Zur Diskussion steht derzeit ein Plan zur Erweiterung der urbanen Möglichkeiten im Valley, um die Besuchermassen besser bewältigen zu können. Das könnte durchaus zur Folge haben, dass noch mehr Menschen hierher kommen. Der Plan wird sehr kontrovers diskutiert. Südlich vom Park sahen wir Plakate, die in großen Lettern aufrufen „Stop the Valley plan!“. Nächstes Frühjahr sollen die Bauarbeiten beginnen. Bemerkenswert im Yosemity Village ist das Museum, das an der Stelle des alten Awahne-Dorfs errichtet wurde. Dort bekommen wir viele Informationen über die Miwoks, ihre Lebensweise und Sprache.

Auf dem Campingplatz in White Wolf

Auch die zweite Nacht auf dem Zeltplatz ist nicht viel besser als die erste. Am nächsten Morgen fahren wir nach White Wolf. Dieser Campingplatz liegt im nördlichen Teil des Yosemity Nationalparks. Übrigens halten sich 95 % der Besucher des Parks nur im Valley auf. Wir sind froh darüber und genießen die Stille in White Wolf. Es ist kühl hier. Man merkt, dass wir uns in einer Höhe von über 2000 m befinden. Ich sammle entsprechend viel Holz. Davon gibt es glücklicherweise genügend. Die nächsten zwei Tage wollen wir hier verbringen. Morgen wollen wir zu einem See in der Umgebung wandern. Hoffentlich wird es noch etwas wärmer. Ich würde gern baden gehen. Mal sehen, ob wir abends wieder Besuch von Meister Petz bekommen.

Kurz nachdem ich Meister Petz herbei geschrieben habe, erscheint er auch schon. Schlendernd tapst er durch den Wald. Zehn Meter vor unserem Zelt bleibt er stehen. Unsere Anwesenheit stört ihn überhaupt nicht. Er spaziert einen größeren Felsbrocken hinauf und scheint für die herbeieilenden Fotografen zu posieren. Es fehlt nur noch, dass er am Ende die Tatze aufhält und einen Dollar pro Bild verlangt.

John Muir & die Mountaindogs

Am Abend gibt es wieder ein campfire program. Die Mountaindogs, in anderen Breiten auch als Puma, Panther oder Nightscreamer bezeichnet, sind das Thema. Alles ist wieder sehr anschaulich. Wir lernen ein Lied über John Muir, den berühmten Wanderer und Naturschützer Kaliforniens kennen. Er kam übrigens aus Schottland. Der Ranger hat ein Fell der scheuen Tiere dabei und erzählt uns gut gelaunt einige schöne Geschichten über diese Katze. Er erklärt uns auch, wie man sich bei einem Angriff verhalten soll und wie ein solcher normalerweise abläuft. Das Tier wirft sein Opfer zu Boden und versucht das Genick zu brechen. Die Katzen werden immerhin bis 100 kg schwer und können über 5 m hoch springen.

Allerdings sind in den letzten Jahren mehr Menschen durch Blitzschlag als durch Mountaindogs getötet worden. Die folgende Nacht ist sehr frisch und am Morgen setzt ein leichter, aber durchdringender Regen ein, Er zwingt uns, bis Mittag in den Schlafsäcken zu bleiben. Das ist ärgerlich, zumal unser Zelt von Stunde zu Stunde mehr in kaltem Wasser steht. Wir trinken Kaffee. Man erklärt uns, dass der Regen die nächsten Tage andauern wird. Wir entscheiden, vorzeitig abzureisen und fahren nach Fresno.

Route USA – Teil 1

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