Wir fahren in Richtung Bakerfield. Vor dem Besuch des ersten Nationalparks wollen wir noch Station am Lake Isabella machen. Auf dem Weg dorthin kommen wir durch ein beeindruckendes Tal – das Kern Valley. Am Taleingang warnen Schilder vor den Gefahren auf der Strecke. Seit 1968 hat es bereits 210 Tote auf dieser Straße gegeben. Wir schlagen unser Zelt unmittelbar am Ufer des Sees auf. Der Platz ist kostenlos.
Früher befand sich hier eine Recreation Area. Die Gegend ist äußerst trocken. Es wächst kaum ein Baum. Alles wirkt ein bisschen wie ausgestorben. Ich schwimme eine Runde im See – herrlich! Als es dunkel ist, sehen wir ganz deutlich die Milchstraße – ein überwältigender Anblick. Außer uns ist niemand am Ufer des Sees. Es herrscht Stille. So müsste es öfter sein.
Wir wollen in den Sequoia Nationalpark. Wir fahren das erste Mal richtig in die Berge. Südlich vom Nationalpark liegt Sequoia Forest. Es ist eine sehr verlassene Gegend. Die kurvige Straße führt stetig bergauf. Nach 20 Meilen endet sie für uns völlig unerwartet. Wir wollen es erst nicht wahrhaben, aber wir müssen zurückfahren. Am Ende der Straße befindet sich ein traumhafter Zeltplatz. Von hier führt ein Wanderweg in die scheinbar endlose Wildnis.
Wir fahren weiter, machen in Porterville Station und erreichen kurz vor Sonnenuntergang den Eingang zum Sequoia Nationalpark – dem Park der Mammutbäume. Als Eintrittskarte verwenden wir einen schon in San Diego recht günstig erworbenen Golden Eagle Pass. Auf dem Pass haben wir zwar einen anderen Namen, aber das fällt dem Ranger nicht auf.
Charlie kränkelt an den Tires
Wir bemerken, dass am rechten Vorderrad der Reifendruck stetig nachlässt. Prima! Mal was Neues. Wir erreichen mit der letzten Luft gerade noch Potwisha, den ersten Zeltplatz im Park. Wir suchen eine Dusche. Vergebens. Es gibt lediglich ein Toilettenhäuschen und jede Menge Warnungen vor Bären. Alle Nahrungsmittel müssen in dafür vorgesehene Stahlboxen eingeschlossen werden. Nichts darf im Auto oder gar im Zelt bleiben. Beim Einschlafen ahne ich, was uns am nächsten Tag erwartet: „Autotag“.
Gleich früh mache ich mich auf die Suche nach Werkzeug. Ich lerne fünf Leute kennen, bis ich endlich den notwendigen Jack und einen passenden Screwspanner zusammen habe. Charlie liegt so tief, dass ich den Wagenheber nicht unter ihn schieben kann. Ich fahre den alten Herrn über eine kleine Kuhle. Nun funktioniert die Sache. Es dauert trotzdem noch zwei Stunden, bis das Ersatzrad montiert ist.
Monkey hilft mir dabei. Ein netter Kerl – drahtig und zäh. Er lebt unter sehr einfachen Verhältnissen in den Bergen und lehrt Kindern das Leben von den Gaben der Natur.
Three Rivers und Woodlake
In Three Rivers außerhalb des Nationalparks suchen Annett und ich einen Tire store. Es gibt dort aber keinen. Die einzigen, die Reifen im Angebot haben, sind die Leute von der Chevron-Tankstelle und die haben keine Zeit. Dafür aber eine nette Empfehlung: wir mögen ins etwa 10 Meilen entfernte Woodlake fahren. Vielen Dank auch!
Etwa auf der Hälfte der Strecke platzt der linke Vorderreifen. Wir sitzen fest. Es ist wie im Western. Die Sonne knallt, es ist über 30 Grad heiß. Es gibt nichts Schattenspendendes. Weit und breit ist niemand zu sehen. Unsere Stimmung ist mies. Nach einiger Zeit hält jemand vom Nationalpark, Er nimmt mich bis zur nächsten Tankstelle mit und ruft von dort eine Abschleppfirma an. Die will uns für 70 Dollar nach Woodlake fahren. Wir haben keine Wahl. Wir warten mehr als eine Stunde. Dann hält ein Polizeiauto. Der Sheriff prüft zunächst per Funk, ob gegen uns etwas vorliegt und anschließend die Angaben zum Abschleppservice.
Niemand sei unterwegs. Er sorgt schließlich dafür, dass nach 20 Minuten ein Auto da ist. Wir erreichen Woodlake. Hier will man uns für 90 Dollar zwei neue Reifen aufschwatzen. Ich will aber wissen, warum die Reifen so schnell abnutzen. Vorher brauche ich keine neuen. Auf geht’s zur nächsten Werkstatt. Sie würde für 35 Dollar eine Spureinstellung vornehmen. Der Mensch dort hat auch wenigstens gebrauchte Reifen, die wir für weniger Geld bekommen. Eine Spureinstellung bringt nichts, da die Spurstangenköpfe völlig hinüber sind.
Der Monteur kündigt uns Kosten von über 200 Dollar für diese Reparatur an. Ziemlich deprimiert entscheiden wir uns dagegen und fahren nach Visalia. Wir ignorieren das Problem einfach – vorerst. Morgen soll es zurück in den Sequoia- Nationalpark gehen, nach Lodgepool. Das liegt über 2000 m hoch. Wenn Charlie das schafft, können wir stolz auf ihn sein.