Wir lernen Hitze und unser Auto kennen. Unser erstes Ziel heißt San Diego. Wir stehen schon gegen 6 Uhr auf, um die Kühle des Morgens für unsere Fahrt zu nutzen. Was wir jedoch die nächsten Stunden erleben, ist ernüchternd. Wir fahren durch L.A. Es geht immer den Pacific Highway entlang. Leider müssen wir immer ganz rechts fahren, da unser Caddy mit 50 mph seine Möglichkeiten ausgereizt hat. Der Himmel ist strahlend blau, die Sonne unbarmherzig. Unserem schnittigen Gefährt fehlen sowohl Sonnenblenden als auch Klimaanlage. Annett hat sich etwas erkältet und sitzt leicht fiebernd auf dem Rücksitz. Nach etwa 80 Meilen leuchtet die Wasserlampe auf. Ich fahre sofort rechts ran. Motorhaube auf – ich bin entsetzt! Zuerst glaube ich, dass das braune Gemisch, was da herausläuft, auch Öl enthält. Näheres Hinsehen überzeugt mich jedoch davon, dass es sich „nur“ um Wasser aus der Motorkühlung handelt. Wir machen eine halbe Stunde Pause. Ich esse ein leckeres chicken wabber sandwich. Dann fülle ich Wasser nach. Anschließend bewegen wir uns in 10–15–Meilensprüngen vorwärts. Der alte Herr braucht immer wieder seine Ruhe. Einige Meilen weiter ist das Benzin fast alle. Wir tanken. Ich bin erstaunt darüber, dass es noch Tankstellen gibt, die keine Kreditkarten nehmen. Erstmalig habe ich die Möglichkeit, den Benzinverbrauch auszurechnen. Ungläubig drücke ich die Tasten des Taschenrechners ein zweites Mal: 29,5 Liter je 100 km! Charlie ist ein verdammter Schluckspecht.
Ein kleiner Schock und ein erstes Schlüsselproblem
An einem Rastplatz halten wir an. Wir sind bereits ganz schön geschafft. Ich öffne die Haube, damit der Motor auskühlen kann. Wir schließen das Auto und legen uns auf eine Wiese. Wir wundern uns, dass wir dort die einzigen sind, obwohl viele Menschen den Parkplatz bevölkern. Doch dann entdeckt Annett aus liegender Position ein Schild, das unzweideutig vor rattlesnakes warnt. So schnell sind wir wohl noch nie aufgestanden. Sogleich müssen wir den nächsten Schock verdauen. Unser Autoschlüssel ist weg. Eine Suchaktion ergibt, dass er sich nur im Auto befinden kann. Natürlich, er steckt im Zündschloss und blinkert fröhlich in der Sonne. Nun macht sich bezahlt, dass die Fenster nicht vollständig zu schließen sind. Einen Draht habe ich nach 10 Minuten von einem Truckfahrer organisiert. Der mexikanisch aussehende Parkplatznachbar bieten uns seine handwerklichen Fähigkeiten an. Nach 2 Minuten ist der Wagen geöffnet. Wir bedanken uns und fahren erleichtert weiter.
Unterdessen ist es heiß. Die Beachcampingplätze sind ausgebucht. Wir müssen ins Landesinnere ausweichen. Alle paar Meilen müssen wir halten, weil Charlie kocht. Auch die Fenster können wir während der Fahrt nur wenig öffnen, da Annett erkältet ist. Entspannen geht anders.
Ja – Abenteuer hat seinen Preis! Diese Erkenntnis wird uns gleich zu Beginn unserer Reise sehr verdeutlicht. Wir mieten uns auf einem preiswerten Campingplatz ein. Den nächsten Tag bleiben wir hier, schlafen aus, denken nach und versuchen, uns nur langsam zu bewegen. Die erste Reisewoche neigt sich dem Ende. Ein Kassensturz ergibt, dass wir im Limit liegen. Das liegt bei 400 Dollar pro Woche für uns beide. Allerdings haben wir ja nicht viel unternommen. Hoffentlich vermiest uns das Auto nicht die nächsten Wochen. Ich werde in den nächsten Tagen mal in eine Werkstatt fahren und das Problem ansprechen.
Ja, ja , die Amis. Sie bemerken meist sofort, dass wir aus Deutschland kommen und beginnen oft eine Unterhaltung mit „Gudden Tack“ oder „Wie geht’s?“. Auf den Campingplätzen sucht man Kontakt, um etwas Abwechslung zu erhalten. Die Leute angeln und schieben ansonsten ihre meist gewaltigen Bäuche durch den sonnenüberfluteten Tag. Mich wundert, dass ihre Hautfarbe nicht dunkler ist. Das deutet möglicherweise darauf hin, dass es nicht immer so heiß ist. Der See, an dem wir uns einnisten, ist schön. Er liegt genau zwischen dem Highway 15 und dem Old Highway 375. Dadurch ist es etwas laut. Wir zelten in einem Tal zwischen einigen etwa 400 m hohen Hügeln. Unser Zelt steht zwischen Eukalyptusbäumen, die ihrer Aufgabe, Schatten zu spenden, nur bedingt nachkommen. Baden kann man in dem See nicht, aber er gibt einer ganzen Reihe von Büschen und Bäumchen Gelegenheit, in diesem trockenen Land zu gedeihen.