Folge 99 Wie man einen Bus fängt

Folgendes ergab sich am Beginn einer Busfahrt von Frutillar im Herzen Chiles nach Patagonien im Februar 2001: Wir nahmen ein Taxi zur Panamericana und wurden an einem kleinen klapprigen Wartehäuschen herausgelassen. Leute trampten hier oder bestiegen ihre Busse. Als unser Bus mehr als eine halbe Stunde überfällig war, wurden wir langsam unruhig.  Da tauchte er aus dem Regen auf. Aber ehe wir uns versichern konnten, dass es wirklich unser Bus ist, war er schon wieder verschwunden. Wir waren fassungslos. Immerhin fahren die Busse nur an drei Tagen pro Woche, hatten ein erhebliches Loch in unserer Kasse hinterlassen und vor uns lag eine Strecke von über 2.000 km.

Martin erlangte als erster die Fassung wieder, ließ seinen Rucksack fallen, sprang auf die Straße, hielt ein Auto an und fuhr dem Bus hinterher. Nur war dieses Vorhaben nicht das Einfachste. Eine zweispurige Straße mit Gegenverkehr, strömender Regen und die Ungewissheit, ob der Fahrer des Autos, das er gerade bestiegen hatte, zu den Sonntags- oder zu den Rennfahrern zählte, stellten kleinere Herausforderungen dar, die zu unseren Gunsten zu lösen waren. Dann war der Bus eingeholt. Martin lehnte sich aus dem Fenster, schrie, gestikulierte und brachte den Bus tatsächlich dazu, dass er anhielt. Der Fahrer erklärte nach einigem Zureden, dass er in Osorno auf uns warten würde. Martin fuhr nun mit einem Truck die ca. 20 km zurück. Wir hatten Glück – es kam gerade ein Bus, um uns nach Osorno zu bringen und alles kam zu einem guten Ende.

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