In Fresno stellen wir uns Herausforderungen
Je näher wir Fresno kommen, desto wärmer wird es. In der Stadt sind wieder kurze Hosen und offene Wagenfenster angesagt.
Wir fahren noch einmal in die Werkstatt. Die Generator-Lampe leuchtet immer noch. Der Mechaniker erklärt uns, dass er da auch nicht mehr helfen kann. Das Problem liege an der Elektrik. Das sei nicht sein Fachgebiet. Alle anderen in Frage kommenden Werkstätten sind bereits geschlossen. Wir wechseln noch einen Reifen für preiswerte 17 Dollar und übernachten in unmittelbarer Nähe des Motels, das wir ja schon kennen. Dort wollen wir nicht wieder einziehen, weil der Inhaber der Meinung ist, dass seine Preise an diesem Abend etwa 20 % höher sein müssen als beim letzten Mal. Es sei Labor-Weekend und da sei das eben so. Es ist das letzte verlängerte Wochenende für die Amerikaner in diesem Sommer.
San Francisco in Sicht – von der Polizei vertrieben
Weiter geht es in Richtung San Francisco. Wir wählen einen Zeltplatz 90mi südlich der Stadt. Leider ist der Campground komplett ausgebucht ist. Wir laufen über den Platz und bitten jemanden um Erlaubnis, uns in die Nähe seiner Zelte platzieren zu dürfen. Am Auto kochen wir etwas zu essen, holen uns im nahegelegenen KOA-Park Bier und etwas zum Rauchen und setzen uns dann vor unser Zelt. Es dauert nicht lange, da kommt ein Polizist und fragt laut in die Runde, wem der braune Cadillac gehört. Ich melde mich. Er erklärt mir, dass wir hier nicht bleiben dürfen. Ich versuche es mit einigen Ausreden. Alles, was ich dadurch erreiche, ist, dass er das 64-Dollar-Ticket zurücknimmt, dass er mir für das Falschparken ausgestellt hatte. Er erklärt mir, dass ich Widerspruch einlegen und dabei den Sachverhalt schildern soll. Das ginge aber nur schriftlich. Wir packen unser Zelt wieder zusammen und fahren nach Watsonville, dem nächstgelegenen Ort. Hier parken wir in einer Nebenstraße und machen es uns im Auto „bequem“.
Charlie sorgt für neue Kontakte – Larry hilf!
Als es wieder hell wird, wollen wir weiter fahren. Doch die sonntägliche Stille bleibt auch dann still, als ich den Anlasser betätige. Wir probieren verschiedenes, wackeln an vielen Kabeln und siehe da! Charlie springt an. Leider müssen wir dringend tanken. Wir halten an der ersten Tankstelle im Ort. Hier frühstücken wir eine Kleinigkeit, tanken voll und – stehen. Der Anlasser versagt wieder seinen Dienst. Diesmal hilft auch kein Herumprobieren mehr. Komisch, irgendwie kann man Leuten ansehen, ob sie wirklich in der Lage sind zu helfen oder nicht. Und die meisten sehen leider so aus, als ob sie nicht helfen können. Doch nach geraumer Zeit kommt ein Auto, dessen Fahrer den Eindruck macht, dass es sich lohne, ihn anzusprechen. Und er hat eine Idee.
Der Mutual Safety Switch ist es
Er zaubert eine Visitenkarte aus seiner Tasche. Darauf sind die Kommunikationsparameter eines gewissen Larry festgehalten. Larry sieht es als seine Berufung an, liegengebliebenen Autofahrern über ihr Problem hinwegzuhelfen. Immer. Auch am Sonntagmorgen. Und selbst am Tag vor Labor Day! Larry erreicht uns nach einer knappen Stunde. Er sagt nicht viel. Ich sehe Dollarzeichen in seinen verschmitzt lächelnden Augen. Er rutscht ein paar Mal unter, über und in unserem Auto hin und her, holt schließlich einen Klebestreifen herbei und – startet das Auto. Es war der Mutual Safety Switch. Dieser Schalter sorgt dafür, dass man das Auto nur in der P-Stellung des Automatikgetriebes starten kann.
Charlies Mutual Safety Switch hatte sich von der Lenksäule gelöst und ihn dadurch lahm gelegt. 45 Dollar kostet uns der Spaß. Was soll’s? Wäre z.B. der Anlasser kaputt gewesen, hätten mehr Leute unsere Dollarscheine bekommen. Wir sind trotz allem glücklich.
Zu diesem Zeitpunkt wissen wir allerdings noch nicht, dass das nicht das Ende einer Pechsträhne ist, sondern mehr ihr Anfang. Es geht wieder in Richtung San Francisco. Nach etwa 10 Meilen halten wir wegen einer Kleinigkeit an. Wir kramen im Auto herum und wollen dann weiter. Ich betätige den Anlasser – und wieder diese himmlische Stille. Ich hatte mir vorsorglich von Larry zeigen lassen, wo sich der Mutual Safety Switch befindet. Als ich diesen anfasse, halte ich all seine Einzelteile in der Hand.
Richard Kirk
Nun ist guter Rat teuer. Wir befinden uns in der Nähe eines Hauses. Ich bitte den Hausbesitzer Richard Kirk um ein Telefon, um mit unserem Freund Larry zu telefonieren. Der ist aber nicht zu erreichen. Aber wir haben Glück. Richard ist bereit, mit mir zu den nächsten Autoläden zu fahren, um dort nach einem Mutual Safety Switch zu suchen.
Er tut dies gern. Sicherlich, weil er ein freundlicher Mann ist. Zugleich kann er sich so vor den lästigen Arbeiten am Haus drücken. Auch wenn seine Frau das wohl nicht so gern sieht. Einige Läden haben geöffnet. Den gesuchten Schalter führt jedoch niemand in seinem Sortiment. Nach mehr als einer Stunde fahren wir zurück. Mittlerweile hat Richards Frau mit Larrys Frau über unser Problem telefonisch gesprochen. Es bahnt sich eine Lösung an. Bei unserer Rückkehr ist Larry erreichbar. Er beschreibt mir, wie ich das Auto kurzschließen kann. Siehe da! Es funktioniert. Ab heute brauchen wir einen Draht und etwas Fingerfertigkeit, um Charlie zu starten.
Unsere Weiterfahrt nach San Francisco verläuft problemlos. Zu erwähnen ist noch ein Schild auf einem Highway – Parkplatz, das bei sexuellen Handlungen in der Öffentlichkeit eine sofortige Anzeige bei der Polizei androht. Sorgen haben die hier!?