Haruki Murakami – 1Q84

Es ist Sommer, der Urlaub steht vor der Tür. Die richtige Stimmung kommt auf, wenn ich in die lokale Buchhandlung spaziere und mich von den tollen Büchern dort inspirieren lasse. Hier finde ich immer etwas und dieses Mal fällt meine Wahl auf einen alten Bekannten. Haruki Murakami ist ein wunderbarer Geschichtenerzähler dem ich dieses Jahr die Chance gebe, mich im Urlaub zu verzaubern.

Und es gelingt voll und ganz. Wir stellen uns vor, am Himmel sind plötzlich zwei Monde zu sehen. Fragt man sich, ob man verrückt geworden ist? Tauscht man sich mit einer Person seines Vertrauens aus oder sucht man in der Presse nach Erklärungen? Genau vor dieser Wahl steht die Hauptheldin, Aomame. Sie ist Fitnesscoach und bringt in ihrer Freizeit Männer um, die es ihrer Ansicht nach verdient haben. Gleichzeitig entspinnt sich eine Parallelgeschichte um einen Mathematiklehrer, Tengo Kawana, der in seiner Freizeit Bücher schreibt, damit aber nicht so recht vorankommt. Er erhält die Chance, den Debütroman einer Teenagerin zu redigieren, der letztlich zu einem großen Erfolg wird – dies aber nicht mit ganz lauteren Mitteln.

Dies ist also das Setup, was mich als Leser von Anfang an mit vielen Fragen im Kopf hinterlässt. Das Lesen wird deshalb zum Vergnügen, weil man versucht ist, eine logische Erklärung für alles zu bekommen. Man versucht zu erraten, wie alles zusammenhängt und was der Autor wohl mit einem vorhat.

Murakami schafft es, nach wenigen Seiten den Pageturner-Effekt zu triggern und behält die Spannung über beide Bände bei. Er versteht es, mitunter ganz beiläufig einen kleinen Zipfel des undurchsichtigen Tuches, welches das Geheimnis der Geschichte bedeckt, zu lüften. Und es wird mit der Zeit immer aberwitziger aber trotzdem folgt alles einer gewissen Logik, sodass man als Leser immer weiter will. Da sind eine Sekte mit einem allmächtigen Führer und die Little People. Natürlich spielt auch Sex keine unwichtige Rolle, um den Leser bei Laune zu halten. Aber auch die ganz alltäglichen Dinge, die Menschen zum Wahnsinn treiben oder die Aussichtslosigkeit in manch tristen Lebensentwürfen, versteht er meisterhaft zu schildern. Man kann sich die Menschen und Dinge, die er haarklein beschreibt wirklich bildlich sehr gut vorstellen. Dieses Buch ist Kino für den Kopf – ein Kopfkino, welches viel länger dauert als der Besuch im Cinema.

Auch ganz am Ende bleiben diverse Fragen (gewollt) offen – man ist als Leser zwar mit dem Ausgang sehr einverstanden, kann trotzdem den Faden weiterspinnen und sich in dieser wundersamen asiatischen Welt mit vielen Anspielungen zu bekannten Dingen weiterbewegen.

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