von | Bechet (ROU) |
nach | Pleven (BGR) |
↔ 63km ⬆ 390Hm ⬇ 510Hm | |
🛌🏻 Хотел Театъръ, улица „Доктор Людвик Заменхоф“, Plewen Bulgarien |
Das sogenannte „inklusive Frühstück“ in unserer Unterkunft erweist sich als eine echte Prüfung für meine Geschmacksnerven – und meine Standhaftigkeit. Schon der erste Blick auf den großen Teller löst in mir eine Mischung aus Erstaunen und dezenter Verzweiflung aus: Eine nicht näher definierbare Fleischpastete (das Spendertier kann ich nicht identifizieren), deren Konsistenz an feuchten Ton erinnert, thront neben einem Berg vollständiger Zwiebelschloten, deren beißender Duft mir bereits Tränen in die Augen treibt. Daneben ruht ein grenzwertiger Kartoffelsalat, dessen Majonäseglanz selbst die stärkste Morgenmüdigkeit reflektiert. Über den übermäßig fettigen Schinken kann ich mich nicht weiter auslassen, ohne beim Schreiben Krämpfe in der Magengegend zu bekommen.
Während ich mit mir ringe, ob ich mich dieser kulinarischen Mutprobe wirklich stellen will, sind Haiko und Hendrik längst in euphorischer Verzückung. Mit glänzenden Augen und vollen Mündern loben sie überschwänglich die deftig-herzhafte Auswahl und schwelgen in kulinarischen Erinnerungen an ähnliche Genüsse. Ich hingegen frage mich, ob es moralisch vertretbar wäre, diesen fragwürdigen Festschmaus heimlich einzupacken und den traurigen Straßenhunden zu vermachen – wäre da nicht das nagende schlechte Gewissen, unserem Gastgeber eine solche Missachtung seiner Spezialitäten zuzumuten. Doch eines ist für mich klar: Mit Frühstück hat diese an Körperverletzung grenzende Mahlzeit ungefähr so viel zu tun wie eine Tiefkühlpizza mit Haute Cuisine.
Gegen 08:30 stehen wir an der Donau-Fähre – mit ihr wollen wir nach Bulgarien übersetzen. Die Fähre soll 09:00 fahren – eine Stunde später ist sie immer noch nicht in Sicht. Wir lernen während der Wartezeit einen Reisenden aus der Schweiz kennen. Er ist Krankenpfleger, hat sich für über 120.000 € einen Camper gekauft und reist allein von der Schweiz über Österreich, Ungarn, Rumänien, Bulgarien in die Türkei. Danach soll es nach Georgien weitergehen. Interessanter Typ. So wird die Wartezeit spielerisch überbrückt. Ein dreibeiniger Hund schaut traurig – andere Straßenhunde halten schon Siesta.
Es ist sommerlich warm an diesem 6.Mai und wir verlieren sehr viel Zeit – alle wartenden LKW müssen einsortiert werden – es ist gar nicht so einfach auf dieser Fähre nicht übersehen zu werden, wenn man auf zwei Beinen auf Erkundungstour geht.
Irgendwann kommen wir gemeinsam im Auto in Bulgarien an, werden noch ordentlich bei der Einreise mit Hafen- und weiteren obskuren Gebühren abgezockt und stehen dann vor einem großen Berg. In Anbetracht der fortgeschrittenen Zeit und der hohen Sonne, entscheiden wir uns, ein paar Höhenmeter einzusparen und uns noch bis zum höchsten Punkt mitnehmen zu lassen – der Trainer empfiehlt das aus Gründen der Belastungssteuerung.
Gegen Mittag steigen wir auf unsere Räder und genießen einen entspannten Ostermontag in Bulgarien.
Die Leute sind hier genauso gastfreundlich wie in Rumänien. Da wir noch keine Gelegenheit zum Geldabheben hatten und Kartenzahlung nicht möglich ist, werden wir kurzerhand auf einen Kaffee eingeladen.
Wir gewöhnen uns allmählich an die kyrillische Schrift, wobei die Sprache uns ein komplettes Rätsel bleibt. Etliche Höhenmeter müssen bei sommerlichen Temperaturen bezwungen werden – aber letztendlich landen wir am Nachmittag in Plewen – einer kleinen Stadt, die schon von weitem zu sehen ist und uns mit einem schmucken Stadtzentrum mit großen Wasserspielen überrascht.
Wir schlecken ein Eis, vergleichen die Restaurants und kehren bei bulgarischer Küche gemeinsam ein. Das war heute ein schöner und entspannter Urlaubstag – morgen steht schon die letzte diesjährige Radetappe an – wie schnell die Zeit vergeht.