von | Lajosmizse |
nach | Szentes |
↔ 95,3km ⬆ 60Hm ⬇ 110Hm | |
🛌🏻 Karolina Vendégház, 6600 Szentes, Vásárhelyi út 18, Ungarn |
Heute wartete ein Charaktertest und eine Nervenprobe auf uns.
Bei erfrischenden 12 Grad und feinem durchdringenden Nieselregen schwingen wir uns auf unsere Böcke. Wir legen sofort alle verfügbaren Kleidungsstücke an und stellen uns, Gesicht zur Faust geballt, dieser Herausforderung. Wir ahnen, dass die Wettervorhersage möglicherweise recht behalten soll, die diese Bedingungen für den gesamten Tag prognostiziert.
Aber was soll’s – wer niemals schlechtes Wetter erlebt hat, kann den Sonnenstrahl nicht wirklich wertschätzen. Nach 20 Kilometern erreichen wir Kecskemét. Durch den wabernden Nebel erahnen wir die Sehenswürdigkeiten und gönnen uns ein feines Frühstück in einem Café.
Es sind ja nur noch 60 Kilometer und durch schnelle runde Bewegungen auf dem Sportgerät kann man ja auch eigene Körperwärme produzieren. Früher war Ungarn mal der sichere Hort für Sonne und kurze Hosen – dieser verdammte Klimawandel!
Es folgt eine ausgedehnte Nervenprobe. Wir biegen auf einen Sandweg ein. Komoot verrät uns, dass wir mit diesem Untergrund knapp acht Kilometer klar kommen müssen. „Bisher rollts doch ganz gut.“ und „Wenn es so bleibt, ist es gar nicht so schlimm“ sind nur einige Parolen, mit denen wir versuchen, die Situation schönzureden. Der Dauerregen hat die Piste durchgeweicht und es gleicht stellenweise einem Pfützen-hopping. Seifig matschige Abschnitte zwingen die Sportler aus dem Sattel – wir überwinden die lästigen Abschnitte auf zwei Beinen und reden über die Wettervorhersage der nächsten Tage – es soll besser werden.
Und auch heute wird es besser. Wir lernen, dass man sich auf Komoot verlassen kann – Mehr als die versprochenen 8km Sandpiste gibt es heute nicht – stattdessen genießen wir immer wieder gut ausgebaute Radwege – es ist eine gute Idee, dem Radweg Nummer 5 zu folgen.
Wir erreichen Szentes – einen Ort, dessen Namen wir sicher bald wieder vergessen werden – nicht aber den sehr schönen Abend.
Zunächst steuern wir ein hervorragend bewertetes Restaurant an und haben Spaß mit dem Kellner. Google Lens übersetzt uns die rein ungarische Speisekarte. Wenn man beim Bestellvorgang dann aber mit dem Finger in die falsche Zeile rutscht, werden aus gemischten Beilagen eben Pfirsichkompott. Der Kellner fragte mich, ob ich Pfirsiche liebe, was ich bejahe – trotzdem gelingt es mir noch, die richtige Zeile auf der Karte zu finden. Wir versuchen innerlich Salat zu bestellen, scheitern jedoch daran und bekommen große Teller mit Gebratenem und Gesottenem. Das haben wir uns heute verdient.
Den Abend lassen wir bei Palinka, Pilsener Urquell und Geschichten aus grauer Vorzeit, die bestimmt nicht zum ersten Mal und auf keinen Fall zum letzten Mal erzählt wurden, ausklingen. Dabei sitzen wir im Garten der Pension Karolina an einem kleinen Tisch neben einem blühenden Rosenstrauß und leuchtenden Lampions. Es könnte sein, dass sich die Abfahrtszeit morgen verzögert.