2022 Rostock-Amsterdam Tag 10 nach Amsterdam

vonLelystad
nachAmsterdam
↔ 47km ⬆ 70Hm ⬇ 70Hm
🛌🏻 Camping Zeeburg Amsterdam
Adresse: Zuider IJdijk 20
1095 KN Amsterdam

Routiniert sind auch am letzten Radtag die Sachen gepackt und schon sind wir bei Rückenwind auf einem langen Deich. Rechts von uns befindet sich das Markermeer. Wir fliegen förmlich in Richtung Amsterdam. Die letzten Kilometer vergehen viel zu schnell. Schon 40km vor dem Ziel sehen wir die Skyline von Amsterdam. Bei Kilometermarke 700 gibt es ein letztes Straßengraffito.

Die Einfahrt in die große Stadt lässt einen entspannt staunen. Große Radwege, weitläufige Flächen. Sehr oft haben Radfahrer vor Autofahrern Vorfahrt. Allmählich wird der Verkehr dichter und es geht immer wieder über kleine Brücken.

Wir steuern einen stadtnah gelegenen Zeltplatz in Amsterdam-Zeeburg an. Dort haben wir reserviert. Der Checkin läuft problemlos und der Aufbau der Zelte in einem Meer von anderen bunten Burgen geht schnell von der Hand.

Wir fahren in die Innenstadt und staunen über jahrhundertealte Häuser. Alles scheint um den Hauptbahnhof gruppiert. Von dort aus wuchs die Stadt in mehreren Phasen entlang der künstlich angelegten Grachten.

Der Reichtum der Stadt gründet sich mehr oder weniger auf das goldene 17.Jahrhundert. Der Aufstieg der Niederländer in dieser Zeit war kometenhaft. Man war Weltmacht und importierte all die tollen Dinge aus Asien, nach denen europäische Aristokraten lechzten. Außerdem erfand und vermarktete man die Tulpen, die fortan jeder Graf in Europa haben wollte. Amsterdam hat das Glück, im zweiten Weltkrieg nicht Opfer von Bombenangriffen geworden zu sein. Hier haben seit Jahrhunderten Freigeister aus Kultur und Wissenschaft eine Heimat gefunden – ohne dogmatische Kirche oder autoritäre Diktatoren.

Abends essen wir indonesisch. Am nächsten Tag machen wir eine Grachten-Rundfahrt und erfahren interessante Dinge über die Stadt. So kann man den Stadtnamen, der in großen Lettern auf dem Hauptbahnhof prangt, angeblich aus dem Weltall lesen. Wir wollen ins Van Gogh Museum und ins Anne-Frank-Haus. Beide Projekte müssen wir jedoch in die Zukunft verschieben. An diesem Wochenende platzt die Stadt aus allen Nähten, deshalb gibt es keine Tickets mehr für Museen. Das ist sehr schade, aber wir nutzen die Zeit, um über viele Dinge zu sprechen, die uns zu Amsterdam einfallen. Gerade die Geschichte rund um Anne Frank eignet sich hier hervorragend für meine beiden Buben. Die Stadt ist durch eine große LGBTQ-Veranstaltung in Regenbogenfarben gehüllt. Menschen aus aller Herren Länder demonstrieren für Freiheit und Gleichberechtigung. Es gibt kaum einen besseren Platz als Amsterdam für so ein Meeting.

Als Abschluss besuchen wir eine Veranstaltung im „Amsterdam Dungeon“. Man fährt ein in die Amsterdamer Unterwelt des 17.Jahrhunderts und ist Teil von Schauergeschichten aus dieser Zeit. Geister, Hexenverbrennungen, anatomische Untersuchungen von gefolterten Verbrechern – all das erlebt man in einer kurzweiligen Führung, die an eine Geisterbahnfahrt früherer Tage erinnert. Ich werde vor versammelter Mannschaft in einer Gerichtsverhandlung angeklagt, weil ich gegen die guten modischen Sitten verstoßen hätte und muss vor allen laut und deutlich schwören, dass ich dies nie wieder tun werde.

Am Sonntag klingelt der Wecker 05:15, zwei Stunden vor Abfahrt unseres Zuges vom Amsterdamer Hauptbahnhof. Alles funktioniert so wie geplant. Einmal umsteigen in Hannover und schon sind wir gegen 16:00 wieder zu Hause und freuen uns auf die Fortsetzung dieser Reise. Nächstes Ziel wird Paris sein – ob nächstes Jahr oder später wird sich noch zeigen.

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