von | Edirne (TUR) |
nach | Lüleburgaz (TUR) |
↔ 80km ⬆ 830Hm ⬇ 790Hm | |
🛌🏻 Pera Hotel Lüleburgaz, Fetfane Sokak 3/1, 39750 Lüleburgaz Türkei |
Heute sollte es heiß auf den Straßen werden. Kurz vor 9 gönnten wir uns einen leckeren Brotring mit Körnern (ähnlich einem Bagel) und dann ging es raus aus Edirne. Schnell erreichten wir die Schnellstraße D100 – sie führt von Edirne nach Istanbul. Das Relief ist ein perfekter Sägezahn. 50Hm hoch, 50Hm wieder herunter – und das ca. 20 Mal. Vor dem Straßenverkehr wird man durch einen breiten Randstreifen geschützt. Wir haben in Serbien schon ganz andere Bedingungen erlebt. Diese Strecke lässt sich definitiv fahren. Nur gegen die Sonne gibt es keinen Schutz. Sie brennt heute unbarmherzig auf unsere Helme und sorgt am Ende des Tages für leichte Kopfschmerzen.
Zwei perfekt gelegene Pausenorte sorgen für Entspannung. Nur die Kaffeelieferung sorgt bei Hendrik für eine oppositionelle Haltung. Der Kaffee ist mit Milch „verunreinigt“ – das geht „goar ni“. Die Bedienung reicht die Kritik fast körperlich sofort an den ausführenden Kellner weiter – Hendrik erhält einen schwarzen Kaffee und alles ist wieder gut.
Kaffee ist hier eher die Ausnahme – er wurde hier durch Tee ersetzt – dieser wird überall getrunken.
Unterwegs treffen wir einen Studenten aus Hannover. Er ist mit dem schwer beladenen Fahrrad seit April unterwegs und möchte bis September in Tokyo sein. Wahnsinn!
Lüleburgaz ist eine schwer beschäftigte, bunte Stadt. Wir nächtigen im Zentrum. Als wir einchecken, ertönt plötzlich aus Lautsprechern die türkische Nationalhymne. Dieses Ritual wird jede Woche montags bei Schulbeginn und freitags bei Schulende durchgeführt. Faszinierend ist, dass sofort alle Passanten auf dem Fußweg stehen bleiben – keiner sitzt – jeder erweist der Hymne den gebührenden Respekt. Auch wir sind irgendwie ergriffen. Gute Idee für Deutschland, oder?
Ein Höhepunkt des Tages ist die Suche nach einem Parkplatz für unseren „Großen Waaagen„. Haiko kreiste schon eine Weile durch das Zentrum – aber es war alles besetzt. Wir mussten den Job teilen. Einer versuchte Haiko per Telefon zu beruhigen und Optionen zu besprechen, der andere machte sich zu Fuß auf die Suche nach einer frei werdenden Stelle. Ich erspähte einen Türken, wie er mit gezücktem Autoschlüssel auf sein Fahrzeug zusteuerte. Das war mein Mann. Er sprach perfekt Englisch. Er erzählte mir, dass er letztens erst in München zum Konzert von Adele war, dass er Mitglied des berühmten Radclubs in Lüleburgaz ist, von dem ich schon gelesen hatte und so war mein Interesse echt. Er bot an, solange den Parkplatz zu blockieren, bis Haiko das Nadelöhr zum Befahren des Platzes gefunden hatte – Hendrik lotste ihn mit ruhiger Stimme durch den chaotischen Verkehr. Letztlich bekam Haiko den begehrtesten Parkplatz der Stadt – direkt vor einer überlebensgroßen Türkei – Fahne und neben einem großen Bild von Atatürk. Wir waren alle froh, diesen Akt erfolgreich bestanden zu haben – allein ist das Finden eines Parkplatzes hier fast ein Ding der Unmöglichkeit.
Nach einer kleines Siesta gab es noch einen Spaziergang durch die wuseligen Straßen der Stadt. Für ein ähnliches Essen wie gestern, zahlten wir heute nur ein Drittel des Preises. Überhaupt ist auffällig, wie zuvorkommend und trotzdem zurückhaltend die türkischen Kellner und Köche sind – das fühlt sich alles sehr angenehm an.
Die Türkei ist wirklich eine Reise wert.