von | Belgrad (Zentrum) |
nach | Kostolac (SRB) |
↔ 48,7 km ⬆ 160Hm ⬇ 150Hm | |
🛌🏻 Bagins Apartman, 1 Saveza Boraca, 12208 Kostolac, Serbien |
Unsere fortschreitendes Projekt Istanbul führt bei der Anreise zu neuen Herausforderungen. Die Anreise bis zum Startort Belgrad ist nur mit einer Zwischenübernachtung zu schaffen.
Wir starten kurz nach 6:00 in Leipzig, holen Hendrik in Dresden ab, freuen uns über eine einigermaßen unterbrechungsarme Prag-Passage und werden dann doch rund um Budapest von der Realität eingeholt.
Zähfließend wälzt sich die Blechlawine durch Umleitungen. Die Sonne scheint erbarmungslos vom Himmel und sorgt damit für Vorfreude auf den Start am morgigen Tag.
Unsicher ist auch die Grenzpassage nach Belgrad – man hörte im Vorfeld von Monsterstaus und übelgelaunten serbischen Grenzbeamten, die sich ein Gaudi aus Filzaktionen machen. Bei uns ist alles halb so schlimm – schon nach 20 Minuten erreichen wir das serbische Gebiet und erreichen kurz danach unseren Zielort für eine Zwischenübernachtung in Kanjiža.
Das ist eine von Magyaren bewohnte 10.000-Seelengemeinde, die uns mit einem komfortablen Hotel und ein paar schönen Kirchen empfängt. Auf dem Balkon genießen wir unsere mitgebrachten Knacker, Buletten und den hausgemachten Nudelsalat aus dem Hause Wolf.
Morgens geht es schnell weiter. Auf der noch verbleibenden Strecke nach Belgrad spüren wir den ruppigen Südostwind und ahnen was da auf uns zukommt.
Serbien ist kein Fahrradland – es existieren so gut wie keine Radwege – die Straßen sind löchrig – man muss trotz guter Streckenplanung mit unverhofften Feld- und Sandwegen rechen.
Gegen Mittag erreichen wir den Startort und genehmigen uns ein feines Frühstück im etno restoran MIROVICA. Der Wind ist recht demotivierend und die Zeit soweit fortgeschritten, dass wir uns vom Trainer überreden lassen, die ersten zwei Bergwertungen nur virtuell vom Beifahrersitz durchzuführen. Ich sitze vorn und habe somit die ersten Punkte für das Bergtrikot gesammelt. Es sollten die letzten dieses Jahr sein.
Die Entscheidung erweist sich als goldrichtig, da der Tag anstrengend genug werden sollte. Ich spüre das fehlende Training – die Beine fühlen sich etwas gummiartig an und die kurzen Antritte (von knackig kann keine Rede sein) gelingen lang nicht mehr so leicht, wie noch vor einem Jahr.
Der Verkehr ist nervenzerfetzend – wir teilen uns die „Wege“ mit allen anderen Verkehrsteilnehmern und sind froh zu wissen, dass uns auch noch Natur auf dieser Tour erwarten wird.
Eine Brücke wird zur kaum überwindbaren Barriere. Uiguren leisten hier Sklavenarbeit und werkeln scheinbar ohne Plan an dem Bauwerk, welches wir schiebend passieren können.
Der starke Gegenwind macht uns zu schaffen, genau wie die Aussicht, dass er morgen sogar noch stärker werden soll.
Kostolac erreichen wir 17:30, beziehen unser Appartement, tragen die Räder in den dritten Stock und begeben uns dann auf Nahrungssuche.
Auffällig ist die große Zahl an Wettbüros und Glücksspieleinrichtungen. Wir fahren mit dem Auto zwei außergewöhnlich bewertete Restaurants an – beide haben geschlossen – das eine für immer.
Mittlerweile sinkt unser Erwartungsniveau auf Pizzaniveau und wir freuen uns, dann doch noch mit einer ordentlichen Portion Fleisch und Bier bewirtet zu werden.
Zum Alibi bestellen wir noch eine Portion Krautsalat und besprechen die Probleme Dresdens, Leipzigs und der Welt. Wir sind auf einem guten Weg – zumindest in der Theorie und beschließen den langen Tag mit einem Wodka.