2024-Görlitz-Krakau-Tag 3 Begegnung mit der schlesischen Defekthexe

vonKawice
nachWroclaw/Breslau
↔ 57,0 km ⬆ 140Hm ⬇ 120Hm
🛌🏻
Rynek 45 Apartament,
45 Rynek, Stare Miasto,
50-116 Breslau

Das Frühstück im Hotel war ohne Wow-Effekt, hätte nicht sein müssen, liegt mir Mittags noch im Magen. Wir lassen uns Zeit und brechen erst gegen 10:00 auf. Es geht auf einer Kopfsteinpflaster-Passage einige Kilometer entlang der Oder – Industriebrachen säumen unseren Weg.

Heute verläuft auch nicht alles optimal. Einige Schwächen bei der Routenplanung hätten mir andere Mitreisende noch wochenlang zum Frühstück präsentiert – der liebe Friedrich sieht alles als Challenge. Nach der Kopfsteinpflaster-Experience kämpfen wir uns auf sandigen Waldwegen voran und Komoot zeigt, dass es auch nicht alles weiß – wir müssen schließlich auf einem Weg, der nur virtuell existiert, die Räder einige Hundert Meter weit schieben. Da hilft auch keine augmented Reality – die unwirtlichen Verhältnisse sind „in Echt“ zu spüren. Gut so!

Nicht so gut ist es, dass ich mir dabei wahrscheinlich ein Rendevaux mit der Defekthexe eingehandelt habe. Kurz vor Breslau spüre ich, dass mein Fahrrad auch Felgen hat – die Luft entweicht langsam aber stetig aus dem Hinterrad. Leider hält kein zweiter Radler an, der mir einen Schlauch spendet. Der Platten materialisiert sich auch nicht sofort vollständig und so komme ich mit dreimal Aufpumpen noch bis Breslau und gebe einem lokalen Fahrradhändler die Chance, beim Schlauchwechsel zu glänzen.

Wir unterhalten uns ganz vortrefflich über den Genuß des Fahrradfahrens in Polen und er ist so freundlich, mir am Ende sogar noch einen Ersatzschlauch zu schenken. Toller Mensch! Aber als Projektleiter weiß ich um die kleinen kommunikativen Kniffe, um Mitarbeitende zu motivieren. Obendrauf gibt es noch eine ausgezeichnete Bewertung bei Google.

Unterwegs befragen wir Chat-Gpt über Breslaus Geschichte. Wieder tauchen die schlesischen Kriege Mitte des 18.Jahrhunderts und die Zeit um und nach 1945 auf. Interessanterweise gehörte Breslau vor 1740 zum Königreich Böhmen und war sozusagen unter dem Einfluss der Habsburger. In den folgenden Kriegen (es gab derer drei), machte sich Preußen hier breit und bis heute leiten einige einen gewissen deutschen Anspruch ab, der von diesen Ereignissen geprägt ist. Wie man lernt, gibt es keinen geschichtlichen Besitzanspruch auf irgendwelche Gebiete – gerade in Europa könnte man ansonsten jeden Feldzug irgendwie rechtfertigen – alles was zählen sollte, ist der völkerrechtliche Status quo.

Wir wohnen direkt auf dem Rynek – tolle Altstadtwohnung im dritten Stockwerk. Abends findet vor unserem Fenster polnische Livemusik statt, die durchaus beachtlich ist. Friedrich und ich wippen inspiriert mit.

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