2022-Prag-Budapest-Tag 2 nach Pisek

vonSedlčany
nachPisek
↔ 87km ⬆ 1.130Hm ⬇ 1.030Hm, 20 Grad böiger Westwind
🛌🏻
KOUSEK DO PŘÍRODY I DO CENTRA,
Mírové náměstí 1396,
Písek, 397 01,
Tschechische Republik
58 Euro für drei

Kleine Wohnung mitten in der Stadt – saubere große Zimmer –
der Balkon vom Nachbarn ist der Hit

In guter Tradition lassen wir das Frühstück weg. Der Appetit soll auf der Straße kommen. Es geht sofort ordentlich zur Sache. Die Straße windet sich angenehme 7 Prozent den Berg hinauf. Wir passieren den View Point von gestern Abend und sind guter Dinge, dass wir dem angekündigten Niederschlag ab 15 Uhr ein Schnippchen schlagen können. Es macht Spaß den Körper zu spüren und das Sportgerät immer höher zu befördern. Anstiege wechseln sich mit rasanten Abfahrten ab.

Nach knapp 30km erreichen wir Sedlcany/Seltschan – eine Kleinstadt wo die Zeit still steht. Am Markplatz finden wir Tische zum Sitzen und ein Café. Wir gönnen uns einen Kaffee und jeder holt sich etwas zum Frühstück im angrenzenden Supermarkt.

Sofort stellt sich das Gefühl aus Kindertagen ein – die HO heißt hier Coop – aber ansonsten ist alles so wie bei uns vor 40 Jahren. Die Verkäuferin hinter der Theke trägt einen Nylon-Kittel und hat das Haar hochgesteckt. All die geplatzten Träume eines Lebens spiegeln sich in dem fast noch jugendlichen aber desillusionierten Gesicht. Nach der Bestellung huscht ein kurzes aber ehrliches Lächeln über ihr Gesicht. Osteuropa – komprimiert in wenige Augenblicke und Gesten – wie liebe ich diese kurzen aber intensiven Momente.

An der Kasse sitzt dafür der Prototyp Mannweib – laut, herrisch und alles im Griff habend. Routiniert kassiert sie mich ab, ohne mich eines Blickes zu würdigen oder auch nur den Versuch einer kleinen Konversation – obwohl sonst niemand an der Kasse steht. So läuft es hier seit 20 Jahren und wird auch in 20 Jahren so laufen – vielleicht haben die Menschen hier auch ihr kleines Glück gefunden – wir aber wollen schnell weiter.

Viele Höhenmeter stehen noch an – es geht auf erträglichen Straßen bei wenig Verkehr und angenehmen Temperaturen immer weiter durch das hügelige Böhmen. Eine recht große Ringelnatter liegt auf dem Weg und ergreift schnell die Flucht. Singvögel lindern das Brennen in den Oberschenkeln.

Wir passieren ein unscheinbares verfallenes Dorf und erfahren, dass es diesen Ort schon seit 1.000 Jahren gibt – sofort stellt sich ein Gefühl von Geschichte ein – Geschichte die hier passiert ist – Geschichte, die viel langsamer vergeht als in unseren hektischen Großstädten. Das Radeln hier ist abwechslungsreich, fordernd und nie langweilig. Immer passiert etwas, was kein Internet ersetzen kann.

in der Wohnung in Pisek haben wir uns fein gemacht

Den Abend verbringen wir in Pisek – einer weiteren Kleinstadt. Die Pension ist sehr sauber und ordentlich ausgestattet – alles ist modern – nur die Balkone an dem Haus machen uns Angst – sie scheinen aus dem Anfang des letzten Jahrhunderts zu stammen.

Blick von unserem Balkon zum Nachbarn – hält das?

Wir laufen lange durch die Stadt und finden dann doch das erste Haus am Platz. Die Speisekarte ist üppig aber ausschließlich in Tschechisch – Haiko verblüfft uns, in dem er in Windeseile mit Google Lens eine ausreichend gute Übersetzung der Karte auf sein Handy zaubert. Und wir werden auf Sternekoch-Niveau verwöhnt – alles ist wunderbar abgestimmt und so überwältigend gut, dass ich es mir am Ende nicht nehmen lasse, mich beim Koch in der Küche persönlich zu bedanken.

Wer mal da ist, sollte unbedingt mal hingehen – Kozlovna u Plechandy heißt diese Entdeckung auf der Website steht folgender treffende Satz:

The chef and his experienced team are cooking delicious meals in front of your eyes in the open kitchen. Enjoying their meal will bring your taste experience to a maximum level and our trained staff will leave you in no doubt that you are unique as well and that you deserve the best that we can offer.

https://www.kozlovnauplechandy.cz/en/plechanda/

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