Das Sturmtief Ignaz wirbelt unsere Pläne durcheinander. Die Bahn stellt ihren Betrieb ein. Autobahnen werden für LKW gesperrt.
Schon kurz nach 7:00 checken Anja und ich die Lage. Auf dem Ellenbogen gibt es Windböen mit über 100km/h. Gegen den Wind zu laufen, wäre unmöglich – mit Rückenwind schon. Die Situation ist kritisch. Wir entscheiden, dass ich mit den Jungs die Wanderung wage. Die Damen nehmen das Auto.
Die Bäume werden bedrohlich gebogen. All unsere Sinne sind wach als wir durch den Wald wandern. Wir hören einen lauten Knall – ein Schauer läuft uns den Rücken herunter – Jakob sagt mit ernstem Gesicht nur vier Worte: „Das war ein Baum.“
Nach reichlich 5 km treffen wir auf den Damenwagen.
Jakob hatte heute Morgen starkes Nasenbluten und fühlt sich nicht so optimal. Er nutzt die Chance, um bei kaltem Regenwetter und Sturm ins Auto zu steigen.
Der kleine Rest wandert weiter. Plötzlich kommt die Sonne raus – in den Tälern lässt der Wind merklich nach. Wir haben sehr schöne Aussichten und müssen uns trotzdem vorsehen.
Da und dort sind Bäume umgestürzt. Aber nirgends ist es wirklich gefährlich. Es scheint, dass es das Risiko wert war. Wir werden mit einem wunderschönen Tag belohnt.
Der Damenwagen fährt in die Nähe des Zielortes – die Insassen wandern uns entgegen. Es geht entlang des Grünen Bandes – des ehemaligen Todesstreifens, wo man auch heute noch Hinweise bekommt, dass nicht alle Anti-Personenminen gefunden werden konnten, man deshalb den Weg nicht verlassen soll.
Die letzten 5km genieße ich einen Allein-Spaziergang durch bedrohlich wankende Alleen. Da wir den Wanderweg für die Übernachtung verlassen müssen, ist es natürlich erlaubt, das Auto zu nehmen – wir sind alle froh, sicher in der Unterkunft angekommen zu sein.
Es geht nach Schlitzenhausen, wo die Kinder schon frisch geduscht vorm Fernseher der Pension „Zum Lämmchen“ sitzen. Gastgeberin und Inhaberin ist Frau Wolf, geborene Kalb.